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Datenskandal Deutschland-Chef von T-Mobile tritt zurück

Nach dem Diebstahl von 17 Millionen Kundendaten zieht Philipp Humm die Konsequenzen: Der Deutschland-Chef von T-Mobile tritt von seinem Posten zurück. Ein Nachfolger soll so bald wie möglich berufen werden.

Bonn - Als Folge des Datendiebstahls bei T-Mobile legt Deutschland-Chef Philipp Humm sein Amt als Sprecher der Geschäftsführung der Telekom-Tochter nieder. Unabhängig von der rechtlichen Beurteilung übernehme Humm die Verantwortung, hieß es am Mittwochabend in einer Mitteilung der Deutschen Telekom  . Humm werde sich künftig "auf seine erweiterten Vertriebsaufgaben konzentrieren".

Außer seiner bisherigen Verantwortung für den Mobilfunk- und Festnetzvertrieb soll er künftig für die Integration des Geschäftskundenvertriebs in den Telekomvertrieb zuständig sein.

Der neue Sprecher der Geschäftsführung solle möglichst zügig berufen werden und neben dem Bereich Unternehmensstrategie auch die Funktionen Datenschutz, Sicherheit und Recht in einem Bereich bündeln, aber nicht mehr für den Vertrieb zuständig sein. Durch die Auflösung der Doppelfunktion solle dem Thema Datenschutz eine höhere Aufmerksamkeit verliehen werden, hieß es.

Im Jahr 2006 waren T-Mobile-Datensätze von rund 17 Millionen Mobilfunkkunden entwendet worden. Das entspricht etwa der Hälfte aller Handy-Verträge, die T-Mobile damals hatte. Die gestohlenen Daten umfassten nach Angaben des Konzerns Name, Anschrift und Mobilfunknummer der betroffenen Kunden, zum Teil auch Geburtsdaten und in wenigen Fällen die E-Mail-Adresse. Telekom-Chef René Obermann hatte von einem "sehr ärgerlichen Vorfall" gesprochen und sich bei den Kunden entschuldigt.

Erst vor wenigen Wochen war der bisherige Telekom-Chefjustiziar Manfred Balz zum neuen Vorstandsmitglied für Datensicherheit ernannt worden. Mit diesen Maßnahmen will der Konzern die Skandale unter anderem um das illegale Ausspionieren von Aufsichtsräten und Journalisten sowie um den schweren Datendiebstahl bei T-Mobile in den Griff bekommen. Balz kündigte an, dass es bei der Aufdeckung der Mängel und Schließung der Sicherheitslücken keine «Bauernopfer» geben werde und führende Manager Verantwortung übernehmen müssten.

Unterdessen baut die Telekom die Geschäftskundensparte T-Systems um. Die Tochterfirma wird aufgespalten und 160.000 kleine und mittelständische Kunden wechseln in die Privatkundensparte T-Home unter Führung von Festnetzchef Timotheus Höttges. Bei T-Systems verbleiben 400 Großkunden, zu denen unter anderem Konzern wie Daimler oder die Deutsche Post gehören. Gleichzeitig wechseln rund 6300 Mitarbeiter von T-Systems zu T-Home, wie die Telekom am Mittwoch in Bonn mitteilte. An diesem Donnerstag legt Telekom-Chef René Obermann zudem die Geschäftszahlen für die ersten drei Quartale 2008 vor.

Mit mittelständischen Kunden macht die Telekom nach Angaben aus Konzernkreisen einen Umsatz von rund vier Milliarden Euro jährlich. Bei dieser Kundengruppe steht der Bonner Konzern unter starkem Konkurrenzdruck. Standardisierte Produkte, die diese Unternehmen nachfragen, würden bisher bereits zu rund 90 Prozent von T-Home erstellt und über T-Systems vertrieben. Die Telekom-Tochter soll sich künftig allein auf das Geschäft mit IT-Lösungen und auf Großprojekte mit internationaler Reichweite konzentrieren. Im vergangenen März hatte T-Systems eine Partnerschaft mit dem amerikanischen IT- Dienstleister Cognizant bekanntgegeben.

cvk/AP/dpa

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