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Spähattacke Telekom bespitzelte Familienangehörige von Aufsichtsräten

Die Spitzelaffäre bei der Telekom zieht weitere Kreise. Der Konzern hat nicht nur Gewerkschafter, Mitarbeiter, Journalisten und Aufsichtsräte bespitzeln lassen. Auch Familienangehörige von Angestellten gerieten in die Bespitzelungsmaschinerie.

Hamburg - Der Spitzelskandal bei der Deutschen Telekom weitet sich aus - das geht aus einer Liste der ermittelnden Staatsanwaltschaft Bonn hervor, die dem Unternehmen zur Verfügung gestellt wurde. Danach wurden nicht nur die Telefonverbindungsdaten des ehemaligen Konzernbetriebsrates Wilhelm Wegner von der Telekom widerrechtlich gezogen und ausgewertet. Auch zwei weitere Familienmitglieder waren laut der SPIEGEL ONLINE vorliegenden Liste von den Spähattacken betroffen.

Telefon-Techniker: Telekom spähte rund 60 Personen aus

Telefon-Techniker: Telekom spähte rund 60 Personen aus

Foto: Corbis

Insgesamt lassen sich bei den rund 60 von der Telekom ausgespähten Personen mehrere Gruppen unterscheiden:

  • Angehörige der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, die bei der Telekom eine Funktion wie etwa ein Aufsichtsratsmandat hatten. Dazu zählen unter anderem Ver.di-Bundesvorstand und Telekom-Aufsichtsrat Lothar Schröder, DGB-Chef Michael Sommer oder Telekom-Aufsichtsrat Josef Falbisoner.

  • Ver.di-Mitglieder, die keinen oder kaum Zugang zu Telekom-Interna hatten, wie etwa Betriebsräte des Unternehmens oder Ver.di-Chef Frank Bsirske, der nicht einmal eine Funktion bei der Telekom hatte, als Chef der Dienstleistungsgewerkschaft aber offenbar interessant für die Späher war.

  • Telekom-Mitarbeiter, die im Verdacht standen, im Jahr 2006 am Diebstahl von 17 Millionen Mobilfunkdatensätzen beteiligt gewesen zu sein. Ihre Telefonverbindungsdaten wurden widerrechtlich erhoben, um möglichen Tätern auf die Spur zu kommen.

  • Angestellte oder Manager der Deutschen Telekom, die keiner dieser Gruppen zuzuordnen sind, wie etwa die damalige Chefsekretärin von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke oder Ex-Personalvorstand Heinz Klinkhammer.

  • Fachjournalisten wie etwa Anne Preissner und Eva Müller vom "manager magazin", Jürgen Berke und Thomas Kuhn von der "Wirtschaftswoche", Reinhard Kowalewsky von "Capital" oder Heinz W. Dieckmann vom "Handelsblatt".

Telekom-Chef René Obermann hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Personen angerufen und sich persönlich bei ihnen entschuldigt. Viele von ihnen haben bei der Staatsanwaltschaft in Bonn bereits Strafanzeige gestellt oder werden es in den nächsten Tagen tun.

Die Telekom hatte 2005 und 2006 Verbindungsdaten überprüfen lassen, um undichte Stellen im Konzern über die Weitergabe von vertraulichen Informationen zu schließen. Die Affäre war im April bekannt geworden.

Frank Dohmen