Berechenbare Mobiltelefon-Kunden

Anhand der Abrechnungsdaten des Funktelefons lässt sich ein Mobilitätsprofil erstellen, das die Bewegungsvorhersage des Handy-Benutzers erlaubt – mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit.

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Nur anhand der Verbindungsdaten der letzten drei Monate lässt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent das Mobilitätsverhalten eines Handy-Benutzers vorhersagen. Das ist das Ergebnis einer Studie , die der Physiker und Netzwerktheoretiker Albert László Barabási im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht hat.

Als einzige Voraussetzung für diese Mobilitätsvorhersage reiche es, wenn der Mobiltelefon-Benutzer durchweg online sei und das Gerät regelmäßig nutze. Dann sei es möglich, aus den gespeicherten Standortdaten nicht nur rückblickend das Verhalten eines Menschen abzuleiten, sondern regelrecht vorherzusagen, wann und wo sich die Person in Zukunft aufhält. Die Genauigkeit dieser Vorhersage entspreche der Größe der Mobilfunk-Zellen, die durchschnittlich etwa drei Quadratkilometer abdecken.

Selbst der Aufenthaltsort von Menschen, die viel reisen, ist demnach kaum schwieriger vorherzusagen als für solche, die die meiste Zeit zu Hause und in der Nachbarschaft verbringen. Der geringe Unterschied zwischen beiden Anwendergruppen schwinde, wenn man ausreichend viele Daten verwende.

Für die Studie nutzte Barabási Quartalsdaten der Telefonfirmen, die auch für die Handyrechnung aufbereitet werden. Dabei ging es um die Zuordnung zu Verbindungsaufnahmen des Handys zu den Sendemasten, die im Zentrum jeder Funkzelle stehen. Zwar sei es nicht möglich, den Aufenthaltsort auf den Punkt genau zu rekonstruieren, wohl aber das Mobilitätsverhalten ausreichend stark einzugrenzen, um daraus ein individuelles Muster zu bestimmen. Mit ihrem Algorithmus konnten die Forscher anhand dieser Muster das Verhalten der nächsten Tage ziemlich sicher voraussagen. Mit abnehmender Reisefreude der Menschen steigt die Genauigkeit der Prognose auf über 90 Prozent.

Der aus Rumänien stammende Forscher arbeitet an der Northeastern University sowie an der Harvard Medical School an der Simulation sozialer und biologischer Netze. Zusammen mit einem amerikanischen und zwei chinesischen Kollegen hat Barabási die anonymisierten Verbindungsdaten von 45 000 Menschen ausgewertet, die mindestens alle zwei Stunden tagsüber mit dem Handy telefonierten. (uh)