Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung auf dem Kirchentag (08.06.2007) |
Heute fand der erste von zwei “Aktionstagen” des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung auf dem evangelischen Kirchentag in Köln statt. Im bunten Treiben des Kirchentags, zwischen Gläubigen aus allen möglichen Ländern und zahlreichen musikalischen, künstlerischen und anderen Aktionen, wollten wir auf unser Anliegen aufmerksam machen - bei laut offiziellen Quellen um die 60.000 Besuchern ein durchaus lohnendes Ziel. Geplant war ursprünglich eine Fragebogenaktion, bei der versucht wurde, von den Passanten Daten zu erheben, um ihnen hinterher zu zeigen, welche Auswirkungen sorgloser Umgang mit den eigenen Daten möglicherweise haben kann. Diese Aktion wurde in Kleingruppen durchgeführt. Es war nicht so leicht, Leute für die Befragung zu finden, da viele entweder nicht aus Deutschland kamen oder keine Zeit/Lust hatten, an der Aktion teilzunehmen. Diejenigen, die sich bereiterklärten mitzumachen, waren aber meist sehr kooperativ und unseren Ideen gegenüber aufgeschlossen. Alle Daten gaben uns die wenigsten preis, allerdings teilweise schon kritische Daten. Allgemein schienen diejenigen, die an der Umfrage teilnahmen, aber eher zu dem Teil der Bevölkerung zu gehören, der sich mit Datenschutz bereits befasst hat. Angesichts der großen Menschenmassen gingen wir dann hinterher dazu über, die mitgebrachten Flyer zu verteilen (insgesamt brachten wir heute um die 1500 Stück unter die Leute) und schonmal in etwas kleinerem Rahmen die eigentlich für den nächsten Tag geplante Schilderaktion durchzuführen. Die Flyer fanden reißenden Absatz und viele Personen zeigten sich an der Thematik überraschend interessiert (ob das nun speziell die Besucher des Kirchentages betrifft oder der bereits des öfteren beschworene Bewusstseinswandel hin zu einem größeren Bewusstsein für Datenschutz doch langsam stattfindet, kann ich aber noch nicht genau sagen). Natürlich gab es auch die notorische “Ich hab nichts zu verbergen”-Fraktion und diejenigen, die “für die Terrorismusbekämpfung gerne bereit sind, Opfer zu bringen”. Mit diesen wurde dann von Seiten des Teams lebhaft diskutiert, was aber nicht immer zu einem Umdenken der Betroffenen führte. Insgesamt war diese Position aber eher die einer Minderheit unter den Personen, mit denen wir sprachen. Was mir persönlich ziemlich stark auffiel, war, dass im wesentlichen die Generation ab 40 Interesse für unser Anliegen zeigte. Jüngere Personen und insbesondere Jugendliche zeigten sich dem Klischee entsprechend unpolitisch und machten eher durch pseudo-coole Sprüche (”Vorratsdatenspeicherung? Is doch cool. Wenn ich mal vergessen hab wann ich wen angerufen hab, kann ich da nachfragen”) als durch reflektierte politische Ansichten oder übermäßiges Interesse auf sich aufmerksam. Dies könnte sich in der Zukunft durchaus als Problem für entsprechende Bemühungen herausstellen. Insgesamt aber waren unsere Bemühungen als sehr erfolgreich einzustufen. Wie bereits erwähnt brachten wir um die 1500 Flyer unter die Leute, und hätten wir noch mehr gehabt, wären auch die wohl noch spätestens bei der anschließenden Attac-Demo weggegangen. Auch von den Vollmachten für die Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung konnten wir eine erfreuliche Anzahl verteilen. Die eingesetzten Ordnungshüter (vor allem uniformierte Schutzpolizisten) zeigten sich insgesamt sehr freundlich und entspannt und nahmen zum Teil unsere Flyer durchaus interessiert entgegen. Eine sehr positive Überraschung nach einigen doch sehr anders gearteten Eindrücken aus den Medien! Ziemlich geschafft nach um die fünf Stunden Aktivismus, aber durchaus noch guter Laune, konnten wir eine sehr positive Bilanz ziehen von dieser Aktion. Hoffentlich gibt es bald mehr davon, ich werde nach Möglichkeit auf jeden Fall wieder dabei sein!
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