Menu Content/Inhalt

Suche

Zitat

Newsfeeds

Wir speichern nicht - Weitere Informationen hier...

Bericht: Der Kleine Überwachungsladen in Berlin (03.01.2008) Drucken E-Mail

 Der Kleine Überwachungsladen befand sich vom 1. bis 25. November 2007 in den Räumen der Galerie 35 (Simon-Dach-Str. 35) in Berlin-Friedrichshain. In dieser Zeit entstand dort ein temporärer Aktionsraum rund um das Thema Freiheit und Überwachung, wo Infomaterial zur Verfügung stand, über Aktionen informiert und eine Kommunikationsplattform gebildet wurde, Raum für Kunstinstallationen zum Thema geboten und Workshops veranstaltet wurden. Jeder war eingeladen vorbeizuschauen, sich zu informieren und aktiv mitzuwirken. Rana berichtet:

Vom 1. bis zum 25. November 2007 durften wir in einer Galerie vorübergehend den Kleinen Überwachungsladen einrichten. Das Geniale daran war, dass wir hier sozusagen "geschützt" üben konnten, ohne Erfolgszwang. Die Galerie wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Mein Bericht ist unbedingt unter diesem Aspekt zu sehen, da vieles mit finanziellen Verpflichtungen anders hätte laufen müssen.

Die Ausstattung war schnell zusammen: Transparent und Poster, DVD-Player und Fernseher, jeder steuerte etwas bei. Nicht fehlen durften die Schilder der Kunstaktion und später die großen Leuchttransparente.

Die ersten Tage waren geprägt von den Vorbereitungen für die bundesweiten Kundgebungen. Es wurde gewerkelt, diskutiert und gechattet. Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen, jeder hatte seine Aufgabe. Da uns Zeit und Leute fehlten, pappte bald ein Zettel "Flyer-Verteiler gesucht" am Fenster. Und wirklich - es kamen Studenten und andere junge Leute und nahmen die Flyer gleich stapelweise mit.

 Bald hing auch das Programm im Fenster. Die Workshops kamen besonders gut an, jeder wollte Schäublonen schneiden, T-Shirts bedrucken oder alles über Verschlüsselung erfahren. Die Filmabende waren weniger gut besucht.

In dieser Zeit fanden auch die Ortsgruppen-Treffen im Laden statt. Sie wurden sozusagen "live" in den Chat "übertragen", was nicht nur für die Berliner interessant war. So einen Laden hätten andere Ortsgruppen auch gern.

Der Aushang, dass hier die Vollmachten für die Verfassungsbeschwerde unterschrieben werden können, lockte viele Interessierte in den Laden. Manchmal ergab sich darüber hinaus auch ein Gespräch. Es zeigte sich, dass die Leute sehr unterschiedlich betroffen sind. Menschen, die irgendwo schon einmal durch's Netz gefallen sind, sind besonders kritisch und sehen die Vorratsdatenspeicherung im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Veränderungen.

In der ersten Woche waren alle sehr engagiert, da wurde sogar eine fette Erkältung ignoriert. Später ließ der Enthusiasmus doch nach, was die Selbstausbeutung der verbliebenen Leute bedeutete. Nach geplanten 14 Tagen kam die Nachricht "Verlängerung", Freude, aber auch die Erkenntnis, dass wir zu zweit die langen Öffnungszeiten nicht halten konnten. Gekürzt wurde am Vormittag, da die Leute eher am Abend kamen. Nun mussten Vollmachten nachgedruckt werden; die Flyer waren alle verteilt, so dass wir spontan die 5-Minuten-Informationen in Papierform brachten.

 Spannend waren die Besuche von Journalisten und einem Kamera-Team. Belustigt war ich über das Ansinnen der Jusos, bei uns Info-Material auslegen zu wollen, was am vorletzten Tag aber nicht mehr viel Sinn gemacht hätte. Die für mich interessantesten Gespräche waren die mit einem jungen Dänen und einem jungen Belgier, zeigten sie doch, dass die Vorratsdatenspeicherung ein europäisches Thema ist.

Während das Einrichten und Dekorieren richtig Spaß gemacht hatte, war das Ausräumen (nicht nur wegen des damit verbundenen Putzens) die unangenehmste Erfahrung.

Enttäuschungen gab es auch: Referenten versetzen uns, Aufgaben bleiben liegen, einen Abend muss ich vorzeitig abschließen, weil ich allein dann doch keine Lust auf alkoholisierte Massen hatte.

Positive Erfahrungen waren: Man kann in der Gruppe arbeiten, Ideen können zeitnah umgesetzt werden. Vieles ist zwangloser als beim Ortsgruppentreffen, dadurch oft kreativer.

Vermisst wurden: Eine Telefon-Flatrate, warmes Wasser und ein Garderobenständer.

Mein Fazit: Ohne eine zuverlässige Gruppe von sechs Leuten wird so etwas unter wirtschaftlichen Voraussetzungen kaum zu realisieren sein. Mein Traum wäre es, einen neuen Laden unter ähnlichen Bedingungen aufzuziehen. Da ich aber nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfüge und einige Teilnehmer des Experiments andere Interessen verfolgen, wird es wohl ein Traum bleiben.

Hinweis: Wir suchen nach einer neuen Räumlichkeit für einen Überwachungsladen, die uns (weitgehend) kostenfrei überlassen werden können. Kontakt

Fotos

Presseberichte

Am 8. November war das ZDF im Kleinen Überwachungsladen. Die Reportage wurde einen Tag später während des Beschlusses zur Vorratsdatenspeicherung im ZDF-Mittagsmagazin gesendet: Sendung anschauen

Wortberichte:

Weitere Informationen

 
< zurück   weiter >