Datenschützer fordern Stopp der Gesundheitskarte nach Geheimdienst-Angriff auf Kartenhersteller |
Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung fordert Politik und Betreiber der Telematikinfrastruktur der Elektronischen Gesundheitskarte auf, das Projekt umgehend zu stoppen. Anlass ist der erfolgreiche Einbruch der Geheimdienste NSA und GCHQ beim Chipkartenhersteller Gemalto, bei dem in großem Umfang kritische Sicherheitsinformationen für Millionen von SIM-Karten kopiert wurden. Mit diesen kann man die gesamte Kommunikation der Mobilfunknutzer abhören. Gemalto ist einer der größten Hersteller für deutsche Gesundheitskarten. "Es ist noch gar nicht absehbar, welche Daten bei diesem Angriff der Five-Eyes-Staaten auf das Unternehmen erbeutet wurden und ob auch Gesundheitskarten betroffen sind," sagt Kai-Uwe Steffens vom Arbeitskreis. "Klar ist aber geworden, dass ein erheblicher Teil aller Chipkarten-Sicherheitsstrukturen durch Datenverluste dieser oder ähnlicher Art bedroht sind. Man kann jetzt im Gesundheitsministerium und bei der gematik nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts geschehen. Die Architektur des Systems muss an dieser zentralen Stelle als kompromittiert gelten und erweist sich für die Absicherung der sensiblen Gesundheitsdaten von Millionen von Menschen als grundlegend ungeeignet." "Seit Jahren haben wir vor solchen Szenarien gewarnt. Immer wieder wurde uns entgegnet, das eGK-System sei sicher," ergänzt Ute Elisabeth Gabelmann vom Arbeitskreis. "Diese Position kann nicht länger aufrecht erhalten werden. Die Verantwortlichen müssen nun reagieren und auf den weiteren Ausbau des Projekts verzichten. Dezentrale Konzepte, die ohne verlockend große Datenmengen an einem Ort auskommen und dadurch sicher vor solchen Angriffen sind, liegen als Alternativen auf dem Tisch." Eine Bitte des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung um Stellungnahme blieb von der gematik bislang unbeantwortet. |
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