[Blog] Die Deutsche Bahn, NFC-Handys und eine wenig beachtete Bewegungsprofilbildung (07.04.2012) |
Mobiltelefone und ec-Karten mit integrierten RFID-Lesegeräten bzw. RFID-Chips sind im Kommen. NFC (near field communication) wird als bequemes und sicheres Zahlungsmittel der Zukunft gepriesen und unter die Leute gebracht. Strafermittlungsbehörden können die mit dieser Technik bei der Deutschen Bahn erzeugten Ansammlungen von Telekommunikations-Verbindungs- und Standortdaten nutzen, um detaillierte Bewegungsprofile zu erzeugen. Auf fünf einfache Fragen zu diesem Komplex hat die Deutsche-Bahn-Tochter "Touch&Travel" nun nach einem knappen viertel Jahr geantwortet und die Angaben bestätigt. Gleichzeitig präsentiert sie ein neues Informationsblatt für ihre Kunden.
Ende November 2011 hat der AK Vorrat den internen "Leitfaden zum Datenzugriff" der Münchner Staatsanwaltschaft veröffentlicht in dem (unter anderem!) beschrieben wird, wie die Deutsche Bahn im Rahmen ihres "Touch-and-Travel"-Bezahlsystems angeblich sehr umfangreiche Mobiltelefon-Verbindungsdaten samt Standortdaten erfasst und speichert, sobald sich ein Kunde dieses Angebotes bedient und in einem Zug durch die Gegend fährt. Zitat aus dem "Leitfaden" :
Interessant, dachte ich mir und habe am 7. Januar 2012 einen wirklich sehr überschaubaren offenen Brief mit fünf Fragen an die zuständige Stelle der Deutschen Bahn geschrieben. Und immerhin: Gut zwei Wochen später, am 23. Januar2012 schrieb mir Frau Maier von "touchandtravel.de" zurück:
Der Schlußsatz mit dem Hinweis auf "Geduld" hätte mich stutzig machen müssen ... Es passierte nichts. Keine Rückmeldung. Weder "zeitnah" noch "zeitfern". Am 28. Februar 2012, also sieben Wochen nach meinem Brief, fragte ich noch einmal nach. Ob und wann ich denn mit einer Rückmeldung rechnen könne. Wieder nichts - eine schweigsame Deutsche Bahn. Erst auf eine erneute Anfrage vom 1. April 2012 antwortete die Deutsche Bahn nun mit einem zweiseitigen Brief und bestätigt alle Angaben des "Leitfadens." Mehrfach verweist das Unternehmen auf ein nun verfügbares "Infoblatt zur Datenverarbeitung" , in dem die Kunden des Touchpoint-Systems darüber aufgeklärt werden. Dieses Infoblatt weist einen redaktionellen Stand vom 1. März 2012 auf ... vielleicht ist das der Grund für die lange Bearbeitungsdauer der Anfrage!? :) Auszug aus dem Infoblatt:
In der Antwort heisst es, dass bislang noch niemals Daten zur Verwendung an Strafverfolgungsbehörden oder Geheimdienste weitergereicht worden seien. (Disclaimer: Bei der oben abgebildeten Grafik handelt es sich nicht um das offizielle Logo der DB Mobility Logistics AG sondern um ein Fake.) Blog-Beitrag von Micha. - Dieser Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. |
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Kommentare
Unsere (Straf??)-Verfolgungsbehö rden werden diesen Service der DB AG sicher zu schätzen wissen. :D
Sie könnten schon eher an den Reisedaten interessiert sein. Und die von der Bahn neben den Funkzellen offenbar auch gespeicherten (genaueren) "Standortdaten" wecken sicher ebenso höheres Interesse.
Laut dem "Infoblatt Datenschutz Touch&Travel" vom 10. Juni 2012 erhält man auf schriftliche Anfrage, welche Daten über einen vorliegen, inklusive einer "Wegepunktliste mit den gespeicherten Standortdaten". Hat das schon jemand mal gemacht?
Mich würde sehr interessieren, ob in den Reisedaten neben Einstiegs- und Ausstiegsstatio nen auch die durchfahrenen Haltestellen mit Uhrzeit stehen. Und wie genau die "ca. alle 5 Minuten" erhobenen Standortdaten (via GPS oder WLAN) sind.
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